Erinnerung ans Leben im Exil

Was macht ein kleines, aber feines Museum über die Waldenser in Ötisheim, einer kleinen Stadt nahe Pforzheim? Man kennt Waldenser heutzutage eigentlich nur noch als Mitglieder einer kleinen reformierten Kirche aus dem 16. Jahrhundert, die in einigen Tälern im Piemont alle Verfolgungen überlebt hat und nun in ganz Italien verbreitet ist. Oder man weiß, dass diese Waldenser sich auf den Lyoner Kaufmann (Petrus) Waldes zurückführen, der sich im 12. Jahrhundert für Laienpredigt einsetzte.

Das Museum in Württemberg geht zurück auf Henri Arnaud, der sich selbst als „Pfarrer und Oberst der Waldenser“ bezeichnete. Mit ihm zusammen fanden zahlreiche Waldenser 1699 nach ihrer Vertreibung aus dem Piemont in Württemberg eine neue Heimat. Arnaud baute sich 1702 ein Haus in einer kleinen neuen Siedlung, die damals „Les Mûriers“ (Maulbeerbäume) genannt wurde, weil die Waldenser versuchten, hier Seide zu produzieren – sein Haus ist heute das Museum.

Im lutherischen Württemberg war es den Waldensern bis 1823 erlaubt, ihre reformierte Religion beizubehalten. Danach wurden sie in die Landeskirche integriert. Die Nachfahren der Waldenser vergaßen jedoch ihre Herkunft nicht und gründeten 1936 die Deutsche Waldenservereinigung. Diese Vereinigung kaufte 1937 das alte Pfarrhaus von Arnaud, das inzwischen Bauernhof geworden war, und richtete dort ein Museum, eine Bibliothek und einen Begegnungsraum ein. Damit wollte die Vereinigung die Erinnerung an die waldensische Geschichte wach halten.

Insbesondere im Sommer ist der Besuch des Waldensermuseums ein Erlebnis. Das braun-weiße Fachwerkhaus liegt eingebettet im satten Grün der Bäume. Hinter dem Haus liegt der „Garten der Erinnerung“; hier sind Grabsteine mit waldensischen Nachnamen aufgestellt.  Im Museum selbst führt eine einfache, von Ehrenamtlichen betreute liebevolle Ausstellung in die Geschichte der Waldenser und ihr hartes Leben im deutschen Exil ein. Das Haus mit seinen vielen Winkeln und Ecken strahlt eine besondere, besinnliche Atmosphäre aus.

Von Albert de Lange


INFO
Waldensermuseum
Henri-Arnaud-Str. 27, 75443 Ötisheim
Tel.: 07041 7436

Öffnungszeiten
Dienstag- und Sonntagnachmittag jeweils von 14 Uhr bis 17 Uhr
Der Eintritt ist frei, der Verein bittet aber um eine Spende zum Unterhalt des Museums.

Am Museum führt der internationale Waldenser- und Hugenottenpfad vorbei, über den reformiert 2-2013 berichtete.

www.waldenser.de

Foto: Die Vorderseite des Henri-Arnaud-Hauses. Rechts das Waldenserwappen (Wim Eradus)


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