Kirchenpräsident Heimbucher in Amt eingeführt

Mit einem Gottesdienst in der Großen Kirche in Leer ist am Mittwochnachmittag, 27. November, Martin Heimbucher in das Amt des Kirchenpräsidenten der Evangelisch-reformierten Kirche eingeführt worden. Heimbucher war am 21. Juni von der Gesamtsynode als Nachfolger des bisherigen Kirchenpräsidenten Jann Schmidt gewählt worden, er trat sein Amt am 1. November an.

In seiner Predigt setzte sich Heimbucher kritisch mit kirchlichen Strukturpapieren auseinander, die Wachstum propagierten. In der Auslegung des biblischen Wortes „Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus“ (Epheser 4, 15) sprach er sich gegen ein ausschließlich quantitatives und für ein qualitatives Wachsen aus. Gemeinde wachse, indem sie in der Kommunikation Jesu Christi zunehme. „Nicht die Zahlen zählen - es zählt: die Botschaft“, sagte Heimbucher. Verbunden mit Christus sei der Gemeinde ein Wachstum verheißen, das hier auf Erden kein Ende nehme. Heimbucher forderte auch gesellschaftliches Engagement. „Gottes Liebe duldet keine ethnischen, nationalen oder sozialen Hürden.“ Tausende scheiterten im Mittelmeer an der strukturellen Hartherzigkeit der europäischen Staatengemeinschaft und in Papenburg und anderswo werde um der globalen Wettbewerbsfähigkeit willen die Menschwürde der sogenannten Leiharbeiter mit Füßen getreten.

Predigt von Kirchenpräsident Heimbucher
Der Präses der Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche, Norbert Nordholt aus Schüttorf (Grafschaft Bentheim), überreichte Martin Heimbucher die Ernennungsurkunde als Kirchenpräsident. Er freue sich auf einen gelingenden Anfang und wünsche dem neuen Kirchenpräsidenten, dass er jeden Tag, den gelingenden und den stressigen, als ein Geschenk Gottes erfahren könne.

Aus dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) überbrachte dessen Mitglied, Uwe Michelsen, Grüße. In plattdeutscher Sprache sagte der ehemalige Fernsehredakteur; „Ik bün hüüt geern vun Hamborg nah Leer anreist. Denn ik kenn de lütt Stadt an de Leda ut mien Tied as NDR-Redakteur vun de Sendung Talk op platt.“ Michelsen gab dem neuen Kirchenpräsidenten Aussagen des Heidelberger Katechismus zu Arbeit und zum Glück mit auf den Weg. In Frage 111 heiße es: „Auch soll ich gewissenhaft arbeiten, damit ich dem Bedürftigen in seiner Not helfen kann. Und die Antwort zu Frage 28 sage über das Glücklichsein: „Gott will ..., dass wir ... in Glückseligkeit dankbar ... sind ...“.

Beim anschließenden Empfang sprach die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) von einer gemeinsamen Verantwortung von Politik und Kirche für die gesellschaftlichen und politischen Probleme unserer Zeit. Sie erinnerte an die Geschichte der Evangelisch-reformierten Kirche, in der es gelungen sei, reformierte Gemeinden aus ganz Deutschland mit unterschiedlichen Traditionen und Prägungen aufzunehmen und zu integrieren. „Das zeugt von einem hohen Maß an Toleranz und ist zugleich Ausdruck des Verständnisses für den Reichtum, der in der Vielfalt und im Dialog liegt“, sagte die Ministerin. Direkt an den neuen Kirchenpräsidenten gerichtet sagte sie zum Schluss mit einem Wort Dietrich Bonhoeffers: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist“.

Jan Janssen, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, sprach von einer unmittelbaren und guten Nachbarschaft von Oldenburg zur Reformierten Kirche. Für die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen erinnerte er daran, dass alle fünf evangelischen Kirchen in diesen Tagen nahezu zeitgleich in ihren Synoden über einen neuen Konföderationsvertrag beraten. „Dass es in Niedersachsen nicht nur Lutheraner gibt, mit denen man so gut zum Wohle des Evangeliums und unserer Gemeinden zusammenarbeiten kann, das empfinden wir Lutheraner als Geschenk“, sagte Janssen. Für die katholische Kirche betonte Weihbischof Johannes Wübbe vom Bistum Osnabrück eine in den vergangenen Jahren gewachsene Vertrautheit, „in der das ökumenische Anliegen weiter wachsen kann“. Er erinnerte an die Anliegen der Charta Oecumenica, die 16 Mitgliedskirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Niedersachsen unterzeichneten: „Aufeinander zugehen“ und „Dialoge fortsetzen“.

Für die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen überbrachte deren Generalsekretär Setri Nyomi aus Ghana ökumenische Grüße und Glückwünsche. Weitere Grußworte sprachen der lutherische Landessuperintendent des Sprengels Ostfriesland, Detlef Klahr, und für die Evangelisch-altreformierte Kirche, Hermann Teunis. Für die Evangelische Forschungsakademie überbrachte deren Direktor Prof. Andreas Lindemann Grüße.

Als Kirchenpräsident ist Martin Heimbucher leitender Theologe und vertritt seine Kirche in der Öffentlichkeit. Zugleich ist er Leiter der landeskirchlichen Verwaltung mit Sitz in Leer. Der 58-jährige promovierte Theologe war zuvor seit 2007 Theologischer Referent der Union Evangelischer Kirchen (UEK) im Kirchenamt der EKD in Hannover. Davor war er sieben Jahre lang Pastor der Evangelisch-reformierten Gemeinde Eddigehausen (bei Göttingen).

27. November 2013
Ulf Preuß, Pressesprecher

Fotos: Reinhold Meppelink

Hier finden Sie die Predigt zum Nachlesen

 

Bildergalerie aus dem Einführungsgottesdienst und vom anschließenden Empfang

Zurück