"Europa hat hier versagt"

Archivfoto aus Moria vom Februar 2020 (Foto: Jörn Neumann/EKD)

Kirchenpräsident Marin Heimbucher in einer ersten Stellungnahme zum Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos:


"Das seit Monaten hoffnungslos überfüllte Moria erfüllt schon lange nicht einmal humanitäre Mindeststandards. Europa hat hier versagt. Wir müssen uns für unsere Hartherzigkeit schämen. Auch die Bundesregierung war bisher nicht bereit, die in Deutschland vorhandenen Aufnahmekapazitäten für diese Menschen zu öffnen. Das muss sich ändern. Mit unserem Verhalten gegenüber den Schwächsten steht und fällt die Glaubwürdigkeit der europäischen Länder. Dazu darf die Kirche nicht schweigen."


Die leitenden Theologen aller evanglischen Kirchen haben heute, 9.9.2020, einen gemeinsammen Appell formuliert:

"Jesus Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40b – Wochenspruch für die Woche vom 6. bis 12. 9. 2020)

In der vergangenen Nacht hat es im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos gebrannt. Nach allem, was wir zurzeit wissen, haben die meisten der 13.000 dort lebenden Geflüchteten nun auch ihr letztes Dach über dem Kopf verloren. Hinzu kommt, dass, wie von vielen befürchtet, inzwischen auch mit dem SARS-CoV-2-Virus infizierte Menschen darunter sind.

Wir, die leitenden Geistlichen der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland, sind erschüttert über das Leid, das erneut über die schutzsuchenden Menschen gekommen ist, und entsetzt, dass es der Europäischen Union trotz vielfacher Warnungen nicht gelungen ist, diese Eskalation der menschenunwürdigen Situation in dem Lager zu verhindern.

Es muss endlich gehandelt werden. Wir bitten die deutsche EU-Ratspräsidentschaft, umgehend eine europäische Lösung für die Verteilung der Schutzsuchenden auf aufnahmebereite Länder zu finden. Wir erwarten vom Bundesminister des Innern, sich den Angeboten von Bundesländern und Kommunen, Geflüchtete aus den griechischen Lagern aufzunehmen, nicht länger zu widersetzen. Unsere Unterstützung sagen wir zu."


9. September 2020
Ulf Preuß, Pressesprecher


"Worauf warten wir noch?"

Videobotschaft von Kirchenpräsident Martin Heimbucher aus dem April 2020

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